Arbeitsschwerpunkte der AG

AG Jüdischer FriedhofBei Gründung der AG wurden drei Arbeitsschwerpunkte festgelegt:

  • Pflegearbeiten auf dem Friedhof
  • Korrespondenz mit emigrierten Solinger Juden bzw. deren Nachkommen
  • Beschäftigung mit dem Thema „Juden und Deutschland”

Ein weiterer Schwerpunkt kam später hinzu:

  • Die Schulpartnerschaft und der Schüleraustausch mit der Junior High School „Menachem Begin” in Ness Ziona, Israel.

Pflegearbeiten

Die Friedhofspflege gehört nach wie vor zu den Hauptaufgaben der Arbeitsgemeinschaft. Von März bis Ende November besuchen die Mitglieder der AG Woche für Woche den Friedhof, um die letzte Ruhestätte ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu pflegen. „Mit den Pflegearbeiten wird der jüdische Friedhof ganz konkret auch physisch und sichtbar erhalten und für diejenigen bewahrt, denen er gehört und denen er gehören würde, gäbe es eine deutsch-jüdische Kontinuität”, so Prof. Michael Brocke in seinem Vorwort zur einer im Jahr 2000 erschienenen Veröffentlichung der Solinger Geschichtswerkstatt über die Geschichte jüdischen Lebens in Solingen.

Korrespondenz

Den Namen Gesichter geben, den Opfern ihre Geschichte zurückgeben. Inszenierung während des stadtweiten Theaterprojekts “Spurensuche” im Juni 2013.
Den Namen Gesichter geben, den Opfern ihre Geschichte zurückgeben. Inszenierung während des stadtweiten Theaterprojekts “Spurensuche” im Juni 2013.

Die Überlegung, nicht nur zu den Toten eine Beziehung zu entwickeln, sondern auch zu den noch Lebenden, begründete einen weiteren Arbeitsschwerpunkt der Arbeitsgemeinschaft und leitete einen umfangreichen Briefkontakt mit emigrierten Solinger Juden bzw. deren Nachkommen ein, „ … so dass die Vergangenheit gar nicht stumm bleibt, sondern ihre Steine zu sprechen beginnen und sogar andere Menschen heute zum Sprechen bringen können.“ (Prof. Brocke)

Mit Briefpartnern aus New York und Florida (USA), Lissabon (Portugal), Brüssel (Belgien), Stockholm (Schweden), London (England), Sao Paulo (Brasilien), Kingston (Australien), Rehovot und Ness Ziona (Israel), München und Hilden standen bzw. stehen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft in Verbindung.

Im Sommer 1988 wurde die Korrespondenz mit einem Brief an Frau Ilse Shindel geb. Leven eröffnet. Zahlreiche Briefe folgten. Aus der Vielzahl der Briefe, die mittlerweile drei Aktenordner füllen, hier nur zwei Zitate:

„Sie haben mir mit ihren Zeilen den Glauben an die Menschen wiedergegeben.“ (Ilse Shindel, London)

„Sie retten in Ehre das Andenken ihrer verstorbenen Mitbürger und was Edleres kann man sich kaum vorstellen.“ (Hanna Feist-Wechselblatt, Stockholm)

Zu ersten persönlichen Kontakten kam es im Oktober 1990: Die Stadt Solingen hatte ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zu einer Begegnungswoche nach Solingen eingeladen. Weitere persönliche Begegnungen folgten, sowohl in Solingen (Ehepaar Reiche, Ehepaar Feist-Wechselblatt, Ehepaar Feist, Karola Schlussel) als auch in London (Ilse Shindel), in Brüssel (Karola Schlussel) und in Israel (Elly Parran).

Juden und Deutschland

Theaterprojekt "Spurensuche". Die Schilder mit den Namen der Solinger Opfer des Holocaust werden jedes Jahr zur Gedenkfeier am 9. November von Schülerinnen und Schülern getragen.
Theaterprojekt „Spurensuche“. Die Schilder mit den Namen der Solinger Opfer des Holocaust werden jedes Jahr zur Gedenkfeier am 9. November von Schülerinnen und Schülern getragen.

In einem dritten Arbeitsschwerpunkt befasst sich die Arbeitsgemeinschaft mit dem Thema „Juden und Deutschland”. Insbesondere fragt sie nach dem Schicksal der Solinger Juden.

So ermittelte sie die zuvor unbekannte Grabstätte des Redakteurs Max Leven, der in der Pogromnacht 1938 von Nationalsozialisten ermordet wurde. Die Stadt Solingen reagierte auf diese Entdeckung mit der Errichtung eines Grabsteins. Auf Grabstätten von Familienangehörigen der in den Jahren 1941-44 deportierten Solinger Juden wurden auf Veranlassung der AG von der Friedhofsverwaltung Metalltafeln angebracht, die das Schicksal der Opfer dokumentieren.

Ihre Namen verbleiben nicht in der Anonymität, das Schicksal ihres gewaltsamen Todes wird den Besuchern nachhaltig ins Bewusstsein getragen – Erinnerung und Mahnung zugleich! Somit hat sich der jüdische Friedhof zu einem außerschulischen Lernort Solinger Stadtgeschichte entwickelt, der uns auf zahlreichen Spuren in die Schreckenszeit des Holocaust führt.

Dieser Arbeitsschwerpunkt hat im Zuge aktueller Auseinandersetzungen mit Fragen des Antisemitismus und verbreiteter Fremdenfeindlichkeit zunehmend an Bedeutung gewonnen.