Der Metzger und Handelsmann Coppel Samuel kam um 1770 aus dem Frankfurter Raum nach Solingen und heiratete in die alteingesessene Familie des Aron Gerson ein. Zusammen mit seiner ersten Frau Jette Aron bekam er mindestens sieben Kinder. Von seiner zweiten Frau Sprinz Zaudy Hertz stammt der älteste erhaltene Grabstein auf dem jüdischen Friedhof. Nachdem seine Kinder den erblichen Familiennamen Coppel – eine Koseform von Jakob – angenommen hatten, nannte er sich Samuel Coppel sen.
Coppel Samuel kaufte gemeinsam mit Michel David 1787 ein Haus am Südwall, das 85 Jahre lang als Schul- und Bethaus für die Solinger Juden diente. Sein ältester Sohn Samuel Coppel gründete ein Manufakturwarengeschäft, das dessen ältester Sohn Aron Coppel weiterführte. Aron verzog 1873 mit seiner Familie nach Frankfurt.
Coppel Samuels jüngster Sohn Alexander Coppel gründete 1821 eine eigene Firma, die zunächst Manufaktur-, Eisen- und Stahlwaren produzierte und vertrieb. Ende der 1860er Jahre erfolgte eine Konzentration auf Blankwaffen, die ihn bald zu einem führenden Waffenproduzenten mit weltweiten Geschäftsverbindungen machte. Alexander Coppel ließ die Gemeinde an seinem geschäftlichen Erfolg teilhaben. Er unterstütze maßgeblich den Neubau der Synagoge und ermöglichte die Einrichtung einer „Fortbildungsschule für Arbeiter”, Grundstein für ein gewerblich-technisches Schulwesen in Solingen.
Insbesondere Alexanders Sohn Gustav Coppel trieb den internationalen Handel des am Werwolf ansässigen Unternehmens voran. Während er in Solingen an der Gründung eines Edelstahlwerks beteiligt war, errichtete er auch in der Nachbarstadt Hilden ein Zweigwerk für Präzisionstahlrohr, das direkt mit Branchengrößen wie Mannesmann konkurrierte.
Sowohl im wirtschaftlichen, wie im gesellschaftlichen und politischen Leben der Stadt Solingen nahm Gustav Coppel eine herausragende Stellung ein. Zeitweilig war er Präsident der Handelskammer und Vorsitzender verschiedener Fabrikantenvereine. Er führte über mehrere Jahre den Orts- und Kreisverband der Nationalliberalen Partei, war von 1867-1910 Stadtverordneter und von 1892-1914 unbesoldeter Beigeordneter, wobei er sich insbesondere für den Aufbau des allgemeinbildenden Schulwesens einsetzte.
Sein soziales Engagement gipfelte in der Gründung einer Stiftung, die sich ab 1912 als Coppelstift der Jugend- und Gesundheitsfürsorge widmete. 60 Jahre war er im Vorstand der Synagogengemeinde tätig gewesen, davon 30 Jahre als ihr Vorsitzender. Als der Solinger Ehrenbürger im Dezember 1914 zu Grabe getragen wurde, war die Anteilnahme in der Bevölkerung überwältigend.
Seine Söhne führten das Familienunternehmen erfolgreich durch Kriegsjahre und Wirtschaftskrisen. Das 100-jährige Bestehen im Jahr 1921 nahmen sie zum Anlass zwei Millionen Mark in verschiedene Schenkungen und Stiftungen zu geben.
Die Herrschaft des Nationalsozialismus machte der Geschichte der Familie Coppel ein Ende. 1936 wurde die „Arisierung” des Unternehmens und die Umwandlung in eine GmbH durchgesetzt. Gustavs Sohn Hermann war bereits 1931 verstorben und der letzte auf dem jüdischen Friedhof beigesetzte Coppel. Der älteste Sohn Carl Gustav, der in Düsseldorf lebte, verstarb ebenso wie seine Frau kurz bevor die Deportationen begannen. Ihre beiden Töchter wurden ermordet.
Alexander, der jüngste Sohn, war unverheiratet. Der Curator des Coppelstifts und ehemalige Stadtverordnete sollte der letzte Vorsitzende der Synagogengemeinde bleiben. Am 21. Juli 1942 gehörte er zu den letzten Solinger Juden, die nach Theresienstadt deportiert wurden. Schon wenige Wochen später, am 5. August, starb Alexander Coppel im Alter von 76 Jahren an Hunger und Entkräftung.
Das Coppelstift zählt nach über 100 Jahren zu Deutschlands ältesten Beratungsstellen für Erziehung. In den historischen Gebäuden an der Wupperstraße sind heute neben der Familienberatung auch der schulpsychologische Dienst, der Schulsozialdienst und die Schwangerschaftskonfliktberatung untergebracht.
Am Südpark hat die Stadt Solingen vor einigen Jahren eine Straße nach Alexander Coppel benannt. 2007 wurde am Werwolf 3 ein Stolperstein für ihn verlegt. Im April 2015 entschied die Schulkonferenz der Städtischen Gesamtschule Solingen, dass sie ab dem Schuljahr 2015/16 den Namen Alexander-Coppel-Gesamtschule tragen soll.
Nach Wilhelm Bramann „Familie Coppel – dem Gemeinwohl verpflichtet“ in Solinger Geschichtswerkstatt – Manfred Krause (Hg.): „…dass ich die Stätte des Glückes vor meinem Tode verlassen müsste“ – Beiträge zur Geschichte jüdischen Lebens in Solingen. Solingen 2000
Siehe auch: Dr. jur. Alexander Coppel in „Schicksale 1933-1945“, Stadtarchiv Solingen