Die jüdische Begräbnisstätte „am Clauberg” wird das erste Mal im Jahr 1718 erwähnt. Die Ursprünge liegen im Dunkeln. Der älteste erhaltene Grabstein datiert auf den 15. Juni 1820 und wurde für Sprinz, Tochter des Jizchak Halevi, Ehefrau des Coppel Samuel errichtet.
Die Beerdigungskommission der Gemeinde bestimmte in einem Reglement von 1863, dass die Gemeinde für die Instandhaltung der Wege, der umgebenden Hecke und des eisernene Eingangstores Sorge zu tragen habe, dass sie die Grabstellen der Reihe nach und möglichst Platz sparend zu vergeben habe, und auch die Grabsteine mussten von ihr genehmigt werden. Der Friedhof war in der Regel abgeschlossen, und der Vorsitzende hatte den Schlüssel zu verwahren. 1881 wurden erstmals moderne Särge zugelassen mit abgeschrägten Deckeln und schwarzem Anstrich, aber ohne jede Verzierung.
Jüdische Friedhöfe sind auf Ewigkeit angelegt, was meistens eine genaue Planung zur Ausnutzung der begrenzten Fläche erforderlich macht. Deswegen und auch, um das Ideal der Gleichheit im Tode zu wahren, tat sich die Gemeinde schwer mit dem Freihalten von mehreren Grabstellen für Familienangehörige. So konnte sich Gustav Coppel 1881 noch nicht mit seinem Antrag durchsetzen, neben Grabstellen für seine Kinder auch solche für die Schwiegerkinder zu reservieren. Erst 1890 gab man seiner Bitte statt, nicht zuletzt wegen seiner großen Verdienste um die Gemeinde. Im Jahr darauf beschloss man außerdem, dass Synagogenmitglieder fremder Gemeinden gegen Gebühr neben ihren Solinger Ehegatten bestattet werden durften. 1914 billigte der Gemeindevorstand der Familie Coppel schließlich die Einrichtung einer Familiengruft nach eigenem Ermessen zu.
Nach einem 1876 aufgestellten Belegungsplan rechnete die Friedhofskommission damit, dass der Platz des Friedhofsgeländes wohl noch für 30 Jahre ausreichen würde. Es wurde sogar erwogen, am Ende die ältesten Grabstellen neu zu belegen, was in der jüdischen Bestattungskultur absolut unüblich ist.
1886 wurde der Friedhof mit einer 2,20m hohen Mauer umfasst und der Eingang von der Westseite zur Nordseite verlegt. Man kalkulierte inzwischen, dass der Platz für weitere 50 Jahre ausreichen müsste. Doch schon 1904 entschied die Gemeinde, ein benachbartes Grundstück anzukaufen. Dieses wurde 1913 vermutlich noch einmal gegen ein anderes Grundstück getauscht, bevor man den Friedhof erweiterte und eine Friedhofskapelle aus den Mitteln der 1903 gegründeten Gustav-Coppel-Stiftung errichtete. Dem Ehepaar Gustav und Fanny Coppel widmete die Gemeinde eine Marmor-Gedenktafel.
1920 brachte man sowohl an der Synagoge als auch an der Friedhofskapelle Gedenktafeln für die Gefallenen des 1. Weltkriegs an. Acht Namen nennt die Tafel.
In der Pogromnacht 1938 wurden die Kapelle beschädigt und Gräber geschändet. In der folgenden Nacht schlug eine Sprengung der Kapelle fehl, woraufhin die SA sie in Brand setzte. Zwei Opfer der entfesselten Gewaltorgie des 9. November mussten in den Tagen darauf beigesetzt werden: der erschossene Redakteur Max Leven und der Opladener Rechtsanwalt Willi Hirsch, der sich das Leben genommen hatte. Im August 1939 verlangte die Stadt von der Gemeinde die Niederlegung der letzten Mauerreste der Kapelle.
Am 7. April 1941 fand schließlich die letzte Beerdigung statt: Lina Mandel, geborene Silberberg, wurde neben ihrem Mann beigesetzt. Damit endete die über 200-jährige Geschichte des jüdischen Friedhofs als „lebendige” Einrichtung einer lebendigen Solinger Gemeinde.
Nach Kriegsende übernahm die Stadt Solingen die Pflege. Im Mai 1946 waren die ersten Wiederherstellungsmaßnahmen und die gärtnerische Instandsetzung abgeschlossen. 1948 wurden zwei an der Zerstörung der Friedhofskapelle beteiligte Täter zu Haftstrafen von ein bzw. anderthalb Jahren verurteilt. Seit 1951 ist der Friedhof im Besitz des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Nordrhein. In den 1960er Jahren richtete die Stadt mehrere Grabsteine wieder auf und das Familiengrab der Coppels wurde erneuert.
1987 hat die Städtische Gesamtschule Solingen (inzwischen Alexander-Coppel-Gesamtschule) die Patenschaft über den Friedhof übernommen und betreut seither die Anlage. Am 8. Oktober 1990 wurde ein Gedenkstein enthüllt mit der Inschrift: „Dem Gedenken der Opfer des Hasses – der Nachwelt zur Mahnung.”
Nach Nathanja Hüttenmeister „Die Geschichte des jüdischen Friedhofs am Estherweg” in Michael Brocke (Hg.) „Der jüdische Friedhof in Solingen”, Solingen 1996
Eine vollständige Fotodokumentation des jüdischen Friedhofs von Juli 2018 findet sich in folgendem Album (Google Fotos).